FRAU: Wie lange gedenkst du, dieses Theater noch aufzuführen?
MANN: Was tue ich denn?
FRAU: Du sitzt in der Badewanne.
MANN: Na und?
FRAU: Seit beinahe drei Tagen.
MANN: Und?
FRAU: Du bist schon ganz schrumpelig. Demnächst wirst du dich auflösen.
MANN: Das hättest du wohl gerne.
Es gibt keine festen Regeln, Minidramen sind Experimente mit Worten. Manchmal wirken sie grotesk oder absurd. Aufgrund ihrer Kürze sind die Texte oft bruchstückhaft und fragmentarisch. Minidramen haben oftmals eine überraschende Wendung oder einen witzigen Abschluss. Aber auch das muss nicht unbedingt sein.
Mit der Einladung zur Einreichung von Minidramen traf die Kulturinitiative Kürbis Wies offenbar einen Nerv der Zeit: Das Echo war beachtlich. Der Jury lagen schließlich über 160 Texte aus Österreich, der Schweiz und Deutschland zur Beurteilung und Empfehlung für Bühne und Buchpublikation vor.
Die Aufgabe war schwierig, denn der inhaltliche und formale Bogen spannte sich vom philosophischen Dialog bis zur Actionszene und es musste eine strenge Auswahl getroffen werden. Nach intensiver Diskussion einigte sich die Jury auf eine Liste, die die Vielfalt und Aktualität, den thematischen und dramaturgischen Facettenreichtum der deutschsprachigen Theaterliteratur der kleinen Form – des "kurzen Stücks Theater", wie es in der Ausschreibung hieß – abbilden soll. Vorerst haben zehn dieser Texte im Theater im Kürbis Kontur und Wirklichkeit gewonnen und wir freuen uns über die Gelegenheit, hier die gesamte Auswahl und fünf weitere Stücke präsentieren zu können.
Daniela Strigl, Karin Wozonig, Peter Faßhuber
Die von der Jury (Daniela Strigl, Karin Wozonig und Peter Faßhuber) ermittelten 10 besten Texte werden gespielt und bei der Uraufführung (20. Mai 2022) "Drama, Baby, Drama!" prämiert.